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15.000 Miles, An American Roadtrip, © Braschler/Fischer

«Es gibt Leute, die unsere Spaltung vorbereiten, die Meinungsmacher und Händler der Negativwerbung, die eine Politik des "erlaubt ist, was funktioniert" vertreten. Diesen sage ich nun heute Abend, es gibt nicht ein liberales Amerika und ein konservatives Amerika, sondern die Vereinigten Staaten von Amerika.»
 
"There are those who are preparing to divide us, the spin masters and negative ad peddlers who embrace the politics of anything goes. Well, I say to them tonight, there's not a liberal America and a conservative America; there's the United States of America."

— Barack Obama 2004  

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Rundgang durch die Ausstellung mit den Fotografen Mathias Braschler & Monika Fischer

«Was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Spaltung; was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Hass; was wir in den Vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Gewalt oder Gesetzlosigkeit; sondern Liebe und Weisheit und Mitgefühl füreinander und ein Gefühl der Gerechtigkeit gegenüber denen, die in unserem Land noch leiden, ob sie nun weiß oder schwarz sind.»

“What we need in the United States is not division; what we need in the United States is not hatred; what we need in the United States is not violence or lawlessness; but love and wisdom, and compassion toward one another, and a feeling of justice toward those who still suffer within our country, whether they be white or they be black.”
 
— Robert Kennedy, 1968 zur Ermordung von Martin Luther King Jr.

DIVIDED WE STAND

Gespalten stehen die Vereinigten Staaten von Amerika heute vor uns. Was der ehemalige US-Präsident Barack Obama 2004 als besorgniserregende Entwicklung beschrieb, hat mit der Amtszeit von Donald Trump (2016-2020) eine Verstärkung erfahren. Der Wahlkampf und die jüngsten Präsidentschaftswahlen in den USA am 3. November 2020 haben dies einmal mehr verdeutlicht. Der Wahlverlierer Donald Trump hinterlässt am Ende seiner Amtszeit ein zerrissenes Land, dem ein Teil seines Traums abhanden gekommen ist.
Der Riss, welcher sich wie ein blau-roter Faden durch die Gesellschaft zieht, hat sich in den letzten Jahren nicht nur erweitert; er hat sich stark vertieft. Es sind verschiedene Weltsichten, und ein grundlegend unterschiedliches Verständnis des „Status Quo“, durch welches sich scheinbar unvereinbare Lager bilden, die immer häufiger aufeinanderprallen. Angefeuert von einem dem ausscheidenden Präsidenten, der nachweislich und kontinuierlich Fehlinformationen verbreitete, twitterte und polarisierte.

Das «Wir», so wichtig es für die demokratische Gesellschaft, ist stark gefährdet. Der Amerikanische Traum ist ein Triebmittel, das in einem Einwanderungsland wie den USA die Grundlage für den sozialen Zusammenhalt bietet, und das gleichzeitig immer wieder neu erschaffen werden muss. Wir blicken auf ein Land und seine Menschen, wo Toleranz für diverse persönliche und religiöse Ansichten zur Definition von Freiheitswerten zählt, in dem aber heute ganze Familien nicht mehr miteinander sprechen. Der „American Way of Life“ zeigt Risse im Asphalt. Die Fahrt ist holperig geworden, und die Welt schaut auf eine geschwächte aber wichtige Kraft der westlichen freiheitlichen Grundordnung.
Lange waren die USA nicht nur für Deutschland Schutzmacht und Stabilitätsgarant. Stehen die USA, die das Wort „Vereinigt“ in ihrem Namen tragen, weiter für Freiheit und Demokratie?
Wie stehen die Menschen zu der Situation in ihrem Land? Wie sehen Menschen in den USA, die man auf der Strasse trifft, die sonst keine grosse Stimme haben, die eigene Spaltung, das «Wir» des Landes?
Um diese Fragen zu beantworten, ist das preisgekrönte Fotografenduo Braschler/Fischer, bestehend aus Monika Fischer und Mathias Braschler, 100 Tage quer durch die USA gereist. Bekannt für aufsehenerregenden Fotografieprojekte wie «Human Face of Climate Change», portraitierten sie die Menschen mit einem mobilen Fotostudio. 25.000 Kilometer fuhren Sie durch das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, um über Begegnungen mit den Menschen den gegenwärtigen Zustand des Landes und seine tiefe Spaltung zu erkunden. Braschler/Fischer haben mit ihren eindrucksvollen Fotos, Audio- und Videoaufnahmen eine vielfältige und aufschlussreiche Erlebniswelt zusammengetragen, die es uns ermöglicht, direkt in die Augen und tief in die Seele Amerikas zu blicken.
Während meist wirtschaftliche Themen im Vordergrund der Sorgen der Menschen stehen, sind auch Waffengewalt und Rassismuss immer wieder präsent.

In der Ausstellung DIVIDED WE STAND wird im Obergeschoss des Museums mit über 45 Foto-Portraits, kombiniert mit Zitaten und über QR-Codes anwählbare Tonaufnahmen, sowie sechs Videointerviews veranschaulicht, wie Menschen auf eine unsichere Zukunft blicken, und ihre Ideen, Sehnsüchte, Ängste und Wünsche formulieren. Wir sehen und hören Narrative voller Trauer, Angst und Wut, aber auch Liebe, Zuversicht und Hoffnung. Auch die Einsicht, wie wichtig das Miteinander ist, scheint durch die Aussagen wie ein zarter Hoffnungsschimmer für die Heilung der Nation.

Die Division ist ein zentrales Thema im Werk Alf Lechner. Im Erdgeschoß können Besucher*innen anhand von sieben, zum Teil über 20 Tonnen schweren Stahlskulpturen des renommierten Bildhauers Formen und Wirkung der Teilung von massivem Stahl erkunden. Er inspiriert und verstärkt unsere Gedanken, macht die Metaebene der Spaltung neu und gerade durch die Materialität des geteilten Stahls fassbar und erfahrbar.
Durch Spaltung entstehen neue Einzelteile, die Lechner in eine neue Ordnung führt. So brach er tonnenschwere Stahlplatten oder liess massive Stahlzylinder durch einen Temperaturschock bersten. Ein geborstener, massiver, 10-Tonnen-schwerer Stahlzylinder erlaubt uns, Unbekanntes zu entdecken: Einen Kern, der an versteinertes Holz erinnert.
Zu vorderst in der Halle liegen zwei gebrochene Platten aus massivem Chromstahl, der in der Industrie zur Herstellung von Industriemessern genutzt wird. Der Bruch, an einen Canyon in einem Amerikanischen Nationalpark erinnernd, liefert die Grundlage für eine neue Anordnung in der Fortsetzung über zwei Elemente. Er erlaubt, dass die neuen Elemente gleichwertig und im Bezug zueinander stehen. Der Bruch macht sie individuell schön und unverkennbar. 
Spaltung ermöglicht bei Lechner ein neues Ganzes: Eine wellenförmige Stahlplatte wurde mit einer Säge auseinendergeschnitten, die entstehenden Platten anschliessend auf ihrer Seite und mit dem Rücken zueinander fest auf eine Platte geschweisst. Sie öffnen sich beide nach aussen und geben einander so “Rückendeckung”, bilden ein neues, unverrückbares Ensemble.

Mit der Ausstellung «Divided We Stand» beziehen das Lechner Museum und die Alf Lechner Stiftung Position zu den Folgen von Spaltung - und zum Glauben an das Miteinander. Wir hoffen mit der neuen Präsidentschaft von Joe Biden und Kamala Harris auf Heilung, auf ein neues „Aufeinander Zugehen“ und dass nicht nur die USA in Zukunft wieder stark und vereinigt zusammenstehen.
Die Ausstellung DIVIDED WE STAND wurde im Auftrag der Alf Lechner Stiftung von Daniel McLaughlin kuratiert. Der begleitende Bildband unter dem gleichen Titel ist bei Hartmann Books erschienen.

DIVIDED WE STAND

Gespalten stehen die Vereinigten Staaten von Amerika heute vor uns. Was der ehemalige US-Präsident Barack Obama 2004 als besorgniserregende Entwicklung beschrieb, hat mit der Amtszeit von Donald Trump (2016-2020) eine Verstärkung erfahren. Der Wahlkampf und die jüngsten Präsidentschaftswahlen in den USA am 3. November 2020 haben dies einmal mehr verdeutlicht. Der Wahlverlierer Donald Trump hinterlässt am Ende seiner Amtszeit ein zerrissenes Land, dem ein Teil seines Traums abhanden gekommen ist.
Der Riss, welcher sich wie ein blau-roter Faden durch die Gesellschaft zieht, hat sich in den letzten Jahren nicht nur erweitert; er hat sich stark vertieft. Es sind verschiedene Weltsichten, und ein grundlegend unterschiedliches Verständnis des „Status Quo“, durch welches sich scheinbar unvereinbare Lager bilden, die immer häufiger aufeinanderprallen. Angefeuert von einem dem ausscheidenden Präsidenten, der nachweislich und kontinuierlich Fehlinformationen verbreitete, twitterte und polarisierte.

Das «Wir», so wichtig es für die demokratische Gesellschaft, ist stark gefährdet. Der Amerikanische Traum ist ein Triebmittel, das in einem Einwanderungsland wie den USA die Grundlage für den sozialen Zusammenhalt bietet, und das gleichzeitig immer wieder neu erschaffen werden muss. Wir blicken auf ein Land und seine Menschen, wo Toleranz für diverse persönliche und religiöse Ansichten zur Definition von Freiheitswerten zählt, in dem aber heute ganze Familien nicht mehr miteinander sprechen. Der „American Way of Life“ zeigt Risse im Asphalt. Die Fahrt ist holperig geworden, und die Welt schaut auf eine geschwächte aber wichtige Kraft der westlichen freiheitlichen Grundordnung.
Lange waren die USA nicht nur für Deutschland Schutzmacht und Stabilitätsgarant. Stehen die USA, die das Wort „Vereinigt“ in ihrem Namen tragen, weiter für Freiheit und Demokratie?
Wie stehen die Menschen zu der Situation in ihrem Land? Wie sehen Menschen in den USA, die man auf der Strasse trifft, die sonst keine grosse Stimme haben, die eigene Spaltung, das «Wir» des Landes?
Um diese Fragen zu beantworten, ist das preisgekrönte Fotografenduo Braschler/Fischer, bestehend aus Monika Fischer und Mathias Braschler, 100 Tage quer durch die USA gereist. Bekannt für aufsehenerregenden Fotografieprojekte wie «Human Face of Climate Change», portraitierten sie die Menschen mit einem mobilen Fotostudio. 25.000 Kilometer fuhren Sie durch das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“, um über Begegnungen mit den Menschen den gegenwärtigen Zustand des Landes und seine tiefe Spaltung zu erkunden. Braschler/Fischer haben mit ihren eindrucksvollen Fotos, Audio- und Videoaufnahmen eine vielfältige und aufschlussreiche Erlebniswelt zusammengetragen, die es uns ermöglicht, direkt in die Augen und tief in die Seele Amerikas zu blicken.
Während meist wirtschaftliche Themen im Vordergrund der Sorgen der Menschen stehen, sind auch Waffengewalt und Rassismuss immer wieder präsent.

In der Ausstellung DIVIDED WE STAND wird im Obergeschoss des Museums mit über 45 Foto-Portraits, kombiniert mit Zitaten und über QR-Codes anwählbare Tonaufnahmen, sowie sechs Videointerviews veranschaulicht, wie Menschen auf eine unsichere Zukunft blicken, und ihre Ideen, Sehnsüchte, Ängste und Wünsche formulieren. Wir sehen und hören Narrative voller Trauer, Angst und Wut, aber auch Liebe, Zuversicht und Hoffnung. Auch die Einsicht, wie wichtig das Miteinander ist, scheint durch die Aussagen wie ein zarter Hoffnungsschimmer für die Heilung der Nation.

Die Division ist ein zentrales Thema im Werk Alf Lechner. Im Erdgeschoß können Besucher*innen anhand von sieben, zum Teil über 20 Tonnen schweren Stahlskulpturen des renommierten Bildhauers Formen und Wirkung der Teilung von massivem Stahl erkunden. Er inspiriert und verstärkt unsere Gedanken, macht die Metaebene der Spaltung neu und gerade durch die Materialität des geteilten Stahls fassbar und erfahrbar.
Durch Spaltung entstehen neue Einzelteile, die Lechner in eine neue Ordnung führt. So brach er tonnenschwere Stahlplatten oder liess massive Stahlzylinder durch einen Temperaturschock bersten. Ein geborstener, massiver, 10-Tonnen-schwerer Stahlzylinder erlaubt uns, Unbekanntes zu entdecken: Einen Kern, der an versteinertes Holz erinnert.
Zu vorderst in der Halle liegen zwei gebrochene Platten aus massivem Chromstahl, der in der Industrie zur Herstellung von Industriemessern genutzt wird. Der Bruch, an einen Canyon in einem Amerikanischen Nationalpark erinnernd, liefert die Grundlage für eine neue Anordnung in der Fortsetzung über zwei Elemente. Er erlaubt, dass die neuen Elemente gleichwertig und im Bezug zueinander stehen. Der Bruch macht sie individuell schön und unverkennbar. 
Spaltung ermöglicht bei Lechner ein neues Ganzes: Eine wellenförmige Stahlplatte wurde mit einer Säge auseinendergeschnitten, die entstehenden Platten anschliessend auf ihrer Seite und mit dem Rücken zueinander fest auf eine Platte geschweisst. Sie öffnen sich beide nach aussen und geben einander so “Rückendeckung”, bilden ein neues, unverrückbares Ensemble.

Mit der Ausstellung «Divided We Stand» beziehen das Lechner Museum und die Alf Lechner Stiftung Position zu den Folgen von Spaltung - und zum Glauben an das Miteinander. Wir hoffen mit der neuen Präsidentschaft von Joe Biden und Kamala Harris auf Heilung, auf ein neues „Aufeinander Zugehen“ und dass nicht nur die USA in Zukunft wieder stark und vereinigt zusammenstehen.
Die Ausstellung DIVIDED WE STAND wurde im Auftrag der Alf Lechner Stiftung von Daniel McLaughlin kuratiert. Der begleitende Bildband unter dem gleichen Titel ist bei Hartmann Books erschienen.